Fähndelschwenken

Vom Fähndelschwenken

Eine große Ehre ist es für den Schützenkönig und Ehrengäste, wenn vor ihnen das Fähndel geschwenkt wird, ein alter Brauch der Schützenbruderschaften und Junggesellenvereine, der seinen Ursprung in den durch Kaiser Maximilian im 16. Jahrhundert geschaffenen Landsknechtsheeren hat, deren einzelne Haufen sich um das Fähnlein scharten.

Das Schwenken der Fahne ist eine alte Kunst und bedarf langer Übung. Der Fähndelschwenker nimmt die Fahne am kurzen Schaft und schwenkt sie im Takt einer alten Melodie, die von Trommeln und Pfeifen gespielt wird, dreimal im Kreise über dem Haupte, dann mit der linken Hand ebenfalls, dann mit dem rechten gestreckten Arm nach der rechten, dann nach der linken Seite. Es folgt dann eine dreimalige Drehung der Fahne um den Leib und hinter dem Rücken. Nun beugt sich der Fähnrich nieder und die Fahne weht um die Beine, darf aber nicht den Boden berühren. Jetzt hebt er das rechte Bein hoch und die Fahne fliegt darunter her, und ebenso geht's mit dem linken. Nach jeder einzelnen Vorführung wird die Fahne wieder über dem Haupte geschwenkt. Zuletzt macht er den sogenannten Kreuzschlag. Das ganze dauert eine gute Viertelstunde und erfordert viel Kraft und Gewandtheit.
Die Melodie des Fahnenschwenkens lautet in allen Orten des Rheinlandes übereinstimmend




und zeugt für ihr hohes Alter. Der Volksmund legt ihr folgendes Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn unter:
Sohn: Vadder, en üerem Kiddel es e Lauch.
Vater: Jong, et es jood, dat due dat sääß. Nemm jet Heu un stopp et zo.

Und hier die Übersetzung für diejenigen, denen die rheinische Mundart nicht geläufig ist:
Sohn: Vater, in Eurem Kittel ist ein Loch.
Vater: Junge, es ist gut, dass du das sagst. Nimm etwas Heu und stopf es zu.

Das Fähndelschwenken zeigt die uralte symbolische Bedeutung des Bindens - hier das Binden des Hl. Sebastian an einen Baum vor seinem Martertod. Im Zusammenhang mit diesem Brauch des Bindens bei anderen Schutzheiligen - man denke nur an die Leonardiritte um die Kirche oder das Umreiten der Feldflur in Gymnich am Fronleichnamstage - ist zu erkennen, dass damit der Schutzheilige um Erhörung der Gebete geradezu gezwungen, also die Eindringlichkeit des Gebetes gesteigert werden soll. Es symbolisiert aber auch das Eingebundensein des Einzelnen in die Gemeinschaft und damit besonders eindringlich den Bruderschaftsgedanken.

Vor dem zweiten Weltkrieg scheint die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Menden keine Schwenkfahne besessen zu haben. Die Protokolle von 1932 bis 1938 berichten nichts darüber. Erst im November 1947 wurde eine Schwenkfahne beschafft und am 19. Dezember 1947 durch einen Festzug der Schützen am Mendener Berg abgeholt. Seitdem pflegt die Bruderschaft auch das Fähndelschwenken und hat im Vorstand einen eigenen Fahnenträger. Im Jahre 1963 hat man dann eine neue Fahne angeschafft und am Patronatsfest beim Gottesdienst feierlich geweiht. Aus Anlass des Jubiläums der 50. Wiederbegründung der Bruderschaft am 20 November 1982 hat der langjährige Kommandeur und Ehrenmitglied der Schützenbruderschaft, Reiner Hildebrandt, dieser eine weitere Schwenkfahne gestiftet, die anlässlich des Festaktes feierlich geweiht und vorgestellt wurde. Bei diesem Festakt wurde auch eindrucksvoll das Fähndelschwenken nach dem Spiel der uralten Melodie durch das Jugendtambourkorps Menden durch Ludwig Möseler demonstriert.


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