Vom Schützenfest zur Maikirmes
Vom Schützenfest zur Maikirmes
Wesentlicher Bestandteil im Leben der Schützenbruderschaften sind die Übungen im Schießen. Eifrig wird sich in dieser Kunst geübt, um bei den alljährlich stattfindenden Wettbewerben als Einzelner oder mit der Mannschaft erfolgreich abzuschneiden.
Der Jahresreigen beginnt mit dem Frühjahrs-Eröffnungsschießen, dem sich weitere Wettbewerbe, wie Ostereier- und brezelschießen am Neujahrstag und interne Vereinsmeisterschaften anschließen. Höhepunkte sind das alljährliche Königsschießen im März und das Herbstabschlussschiessen.
Beim Königsschießen wird nach altem Brauch auf einen Vogel geschossen; Kopf, Flügel und Schweif sind die Pfänder, die die Schützen erringen können. Wer den Rumpf des Vogels schließlich herunterholt, ist Schützenkönig und wird nach dem erfolgreichen Schuss mit einem Kranz aus Eichenlaub bekränzt. Die Jugend der Schützenbruderschaft schießt auf einen eigenen Vogle und ermittelt dabei den Prinzen als besten Schützen. Seit einigen Jahren geschieht dies auch bei den Schülern als Nachwuchs der Bruderschaft. Aber auch den Bürgern der Gemeinde, die nicht Mitglied der Bruderschaft sind, wird Gelegenheit gegeben, ihre Schießkünste unter Beweis zu stellen und durch Schüsse auf den „Bürgervogel“ die Pfänder zu erringen oder gar durch den Abschuss des Rumpfes Bürgerkönig zu werden. Die lange Reihe der Schützenkönige in der Geschichte der Bruderschaft kann hier eingesehen werden.
Mitte des Jahres findet dann die eigentliche Inthronisation des Königs beim Schützenfest statt. Dieses Fest ist der eigentliche Höhepunkt im Leben der Schützenbruderschaft, an dem auch benachbarte und befreundete Bruderschaften teilnehmen, und ein wahres Dorffest. Schon morgens findet ein allgemeines Wecken durch einen Musikzug oder Tambourkorps statt. Ein feierliches Hochamt zu Ehren der lebenden und dem Gedenken der verstorbenen Mitglieder der Schützenbruderschaft vereinigt dann die die Schützen in der Kirche. Amtierender und künftiger König und Prinz werden von ihrer mit Tannengrün geschmückten Wohnung abgeholt und in feierlichem Zug zur Kirche geleitet. Am Nachmittag geht dann unter Beteiligung befreundeter Bruderschaften ein Festzug durch den Ort, bei dem die Majestäten zum Vereinslokal geleitet werden. Hier wird dann der neue Schützenkönig durch Umlegen der Königskette und seiner Königin durch ein Diadem gekrönt. Diese Ehrung – ebenso die Krönung von Prinz und Bürgerkönig – nimmt der Präses der Bruderschaft vor, es sei denn man bitte einen der Ehrengäste, diese Handlung vorzunehmen. Im Jahre 1977 stiftete Schützenbruder Fritz Haas, jun. eine neue Königskette und Pfarrer Hoffmann eine Kette für den Bürgerkönig. Anschließend vereint Schützenbrüder und Gäste der Krönungsball, der durch den Ehrentanz der Majestäten eröffnet wird.
Im Jahre 1962 diskutierte der Vorstand der Schützenbruderschaft die Frage, ob das alljährliche Schützenfest nicht mit einer Mai- oder Kleinkirmes verbunden werden könnte. Mit diesem Vorhaben kam man aber in Konflikt mit dem damals noch bestehenden Mai-Klub, der auf diese Bereicherung seines festes nicht verzichten wollte. Auf einer gemeinsamen Vorstandssitzung von Schützenbruderschaft und Mai-Klub im November 1962 kam es zu keiner Einigung in dieser Frage, so dass man beschloss, am bisherigen Ablauf des Schützenfestes festzuhalten. Erst als sich im Jahre 1973 der Mai-Klub aufgelöst hatte, konnte die Idee der Maikirmes verwirklicht werden. Seitdem findet das Schützenfest der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft alljährlich am letzten Sonntag im Mai verbunden mit Kirmestreiben auf dem Marktplatz in Menden statt.
Nicht nur innerhalb der Bruderschaft treten die Schützenbrüder in Wettbewerb miteinander. Auch auf bezirks- und seit 1953 auch auf Bundesebene finden alljährlich Wettbewerbe statt. Trotz mehrfacher Teilnahme am Bundeskönisgsschiessen hat die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Menden noch nicht die Würde eines Bundeskönigs errungen. Dennoch gelangen ihr eine Reihe überörtlicher Erfolge. So errang Jean Niessen im Jahre 1955 und Hans Kohlmorgen 1977 die Würde eines Bezirksschützenkönigs im Bezirk Sieg. Im Jahre 1963 wurde der Alfons Kidrowski jun. Bezirksprinz. 1964 erwarb er, als bester Jungschütze im Bezirk, die Dr. Konrad-Adenauer-Kette. Joachim Schlicker errang die dieselbe Auszeichnung im Jahre 1973. Gleichzeitig gewann die Bruderschaft beim Bezirksschießen den Mannschaftspokal. Bereits dreimal, und zwar in den Jahren 1967, 1969 und 1972 errang sie den Pokal des inzwischen verstorbenen Bezirkspräses und Dechanten Dr. Becker (Siegburg), und 1970 konnte der 2. Platz bei den Wettkämpfen der Gruppensieger in der Seniorenklasse errungen werden. 1971 richtete die Bruderschaft in Menden den Bezirksjungschützentag aus, auf dem Rolf Hasselberg die Würde des Bezirksprinzen errang. Eine stolze Reihe von Pokalen zeugt von all diesen Erfolgen, die leider bei einem Einbruch in das neue Schützenhaus im Jahre 1981 gestohlen wurden.
Im Jahre 1980 regte die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Menden bei der Stadt St. Augustin an, im Rahmen der „Sankt Augustiner Wochen“ ein Stadtkönigsschießen durchzuführen. Diese Anregung wurde gut aufgenommen und am 27. September 1980 fand im Schützenhaus Menden der Bruderschaft erstmals dieser Wettbewerb statt. Der Mendener Schülerprinz Petros Takopulos errang dabei die Würde eines Stadtschülerprinzen. Beim Königsschießen belegte Annemie Kidrowski einen beachtlichen 3. Platz und Wilfried Schollmeier wurde Stadtmeister im Kleinkaliberschießen.